Bericht über Großbrand in Naumburg

Großfeuer

Kripo sucht nach Brandstifter

Bei einem Großbrand in Naumburg kamen in der Nacht zum Montag 19 Tiere ums Leben, den Sachschaden schätzt die Kriminalpolizei auf rund 500 000 Mark.

NAUMBURG · Anwohner in der Röde in Naumburg dachten gestern kurz nach Mitternacht zunächst an ein Feuerwerk:

Das Prasseln und Knallen erinnerte an zündende Feuerwerkskörper. Ein Blick aus dem Fenster sorgte für Klarheit.  Im Stall des Hofes Rabanus brannte es, die Eternitplatten an den Außenwänden zersprangen lautstark unter dem Einfluß der immensen Hitze. Gemeinsam mit Nachbarn und Bekannten machte man sich daran, die Tiere aus dem Stall zu retten ,,Unter Einsatz ihres Lebens", so der ermittelnde Oberkommissar Gerhard Dippmann gestern, hätten Eigentümer und einige Helfer versucht, 15 Pferde aus den mittlerweile in voller Ausdehnung brennenden Stallungen ins Freie zu treiben. Bis auf ein Pferd, das sich nicht aus seiner Box bewegen ließ und das die Helfer angesichts der Flammen und herabstürzender Teile aufgeben mußten, konnten alle Pferde unversehrt gerettet werden.

Auch für 16 Schweine, eine Kuh, einen Bullen und ein Rind, die im angrenzenden Bereich des Stalles untergebracht waren, kam jede Hilfe zu spät. Zu schnell breiteten sich die Flammen über das gesamte Wirtschaftsgebäude aus, die Tiere erstickten im Qualm. Die Naumburger Feuerwehr, bei der der Alarm um 0.25 Uhr einging, war schnell am Einsatzort, wenig später trafen auch die übrigen Stadtteilwehren ein. Am Wirtschaftsgebäude, so der Naumburger Wehrführer Anton Rabanus habe man nichts mehr retten können, im Mittelpunkt habe dann für die Einsatzkräfte der Schutz des Wohnhauses gestanden. Um eine optimale Wasserversorgung sicherzustellen zapfte man auch das einige hundert Meter entfernte Naumburger Freibad an. Drei lange Leitungen wurden verlegt, wobei die Naumburger durch die inzwischen eingetroffenen Wehren aus Wolfhagen und Ippinghausen unterstützt wurden.

Wasserwerfer

Die Wolfhager Wehr war mit sechs Fahrzeugen angerückt, erklärte Stützpunktleiter Burkhard Finke, der zusammen mit dem Naumburger Stadtbrandinspektor Dirk Rummelsberger die Einsatzleitung hatte. Besonders die beiden Wasserwerfer der Wolfhager Wehr - ein Monitor von der Drehleiter aus, der andere von einem Fahrzeugdach - hätten sehr effektiv gewirkt, so Finke. Etwa eine Stunde nach ihrem Eintreffen hatten die Feuerwehrleute - etwa 120 waren im Einsatz - dann auch den Brand unter Kontrolle. Das Wohnhaus blieb ohne Schäden, das Wirtschaftsgebäude brannte völlig aus. Gegen 3 Uhr konnten die Wolfhager Wehren abrücken, die Naumburger Kameraden erledigten die Nachlöscharbeiten, die sich bis in die Morgenstunden hinzogen.

Gestern vormittag nahm die Kasseler Kripo die Ermittlungen auf. Gegen Mittag erklärte Oberkommissar Dippmann zur Brandursache: ,,Wir können vorsätzliche Brandstiftung nicht ausschließen und eine technische Ursache auch nicht". Am Nachmittag waren die Brandexperten der Kripo ein Stück weiter. Kein technischer Defekt, sondern ,,vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung" sei die Brandursache.  In  Sachen Brandstiftung sagte Dippmann auch, in welche Richtung die Ermittlungen laufen: Man suche eine noch unbekannte Person, die auf dem Heuboden über den Pferdeboxen übernachtet habe.

Nachtlager

Der Hofbesitzer hatte schon vor knapp zwei Wochen hinter einigen Rundballen eine Art Nachtlager entdeckt: eine alte Pferdedecke, Kerzenreste und Zigarettenstummel, und hatte dies auch der Polizei angezeigt. Trotz erhöhter Wachsamkeit sei die gesuchte Person wohl noch einige Male auf dem Heuboden gewesen. Das Lager sei ,,identisch" mit der Stelle, an der der Brand ausgebrochen sei, so der Mann von der Kripo.

In diesem Zusammenhang hofft die Polizei auch auf Hinweise auf der Bevölkerung. Wer am Abend des Brandes oder in den Wochen zuvor Beobachtungen gemacht hat, die in Zusammenhang mit der gesuchten Person (oder Personen) stehen könnten, wird gebeten, sich mit der Kripo in Kassel (0 0561/ 9100) in Verbindung zu setzen.

Aufräumarbeiten

Den ganzen Tag über wurde gestern die Brandstelle freigeräumt. Dabei wurde der Hofeigentümer, dessen Eltern nach Auskunft der Polizei in der Nacht mit Schock beziehungsweise Rauchvergiftung ins Wolfhager Krankenhaus eingeliefert wurden, tatkräftig von Naumburger Landwirten und Mitgliedern der Kernstadtwehr unterstützt.

Quelle: HNA vom 03. Junl 1997