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Der große Brand von Elben am 8. August 1930

 

Der "große Brand" von Elben in der heutigen Töpfergasse (Hintergasse) war in der damaligen Zeit für Elben fürwahr ein großer Brand, da er ja Minderbemittelte, sogenannte "kleine Leute" traf.

Von einem Riesenbrand im Jahre 1684, als ganz Naumburg in Schutt und Asche fiel, bis auf ein Haus an der südlichen Stadtmauer, berichten alte Chroniken. Unter Wei­nen und Wehklagen sahen die Naumburger von nahen Hügeln, wo die heutige Weingartenkapelle steht, Haus für Haus in den Flammen zusammensinken.

Naturereignisse und menschliche Schwächen verursachen kleine und große Brände, die auch in der heutigen Zeit noch oft als Flammenmeere die Menschen heimsuchen.

Nun einen Blick in die Frühzeit des chattischen Elvinu. Loderten recht oft an heißen, schwülen Sommertagen Flammen aus manchem mit Stroh gedecktem Haus oder Hof zum Himmel, wenn der Gewittergott Thor (Donar) seinen „Blitzhammer", eigentlich war es eine Axt, ins Dorf schleuderte und dabei in seinem zweirädrigen Gefährt, gezogen von zwei brandroten Ziegenböcken, über den dunklen Gewitterhimmel donnerte und seinen feuerroten Bart im Gewittersturm wehen ließ. Ein Stück Mythologie!

Große Brände hat es auch in der Vergangenheit unserer niederhessischen Heimatdörfer im Laufe ihrer Geschichte gegeben, als sie von Stammeskämpfen heimgesucht wurden. Mir fiel nach 1946 besonders auf, daß hier in Elbens Redensarten Wortverbindungen mit "Gewitter" in der Mundart häufig gebraucht wurden.

Verheerung und Brand allerschlimmsten Ausmaßes brachten die christlichen Glaubenskriege im Mittelalter, besonders der 30jährige Krieg, über unsere Heimat. Schwedische Söldner brannten unser Elbener Pfarrhaus nieder und brannten, vergewaltigten und mordeten abwechselnd mit Kroaten im Zierenberger Warmetal.

Brände gab es, als im Mittelalter leider zu oft die Ritterschaft sich dauernd in den Haaren lag: Reinhard von Dalwigk und Werner von Elben u. a. - Brannte nicht der zornige Reinhard von Dalwigk, der Weidelsburger, mit seinen Gesellen, als sie eines nachts betrunken heimritten, das zwischen Riede und Lohne liegende Dorf Berninghausen nieder, um dem Ritter von Hund in Kirchberg Schaden zuzufügen.

Warum hat wohl unser Dorf eine Wehrkirche mit einer starken Wehrmauer mit Schießscharten ums Kirchengelände? Hierher flüchteten Elbens Dorfbewohner in Kriegs- und Brandzeiten oder Raufhändel zwischen der einheimischen Ritterschaft mit ihrer kostbarsten Habe: Frauen, alte Leute, Kinder, Hausrat und Teilen des Viehs.

Wahnsinnige Brände und Flammenmeere brachte der 2. Weltkrieg. Städte und Menschen wurden mit entsetzlichen Großwaffen buchstäblich verbrannt, ganze Städte sanken in Schutt und Asche. Gottlob hatte unsere engere Heimat in Elben Glück, abgesehen von einem Bombentrichter in der Nähe der "Hexenkulle" am Klaushang (unterhalb der Hexenkulle führte der Galgenweg zum Galgen).

Hilflos wird der Mensch, wenn das Feuer "sich seiner Fessel entrafft". Mit der Industrialisierung und dem Fortschreiten der Technik konnte man das Ringen mit den Naturgewalten organisiert und technisiert aufnehmen. Es ist die Feuerwehr, deren Männer selbstlos, sich aufopfernd und auch oft Leben und Gesundheit einsetzend, dem Mitmenschen Hilfe bringen. So heißt der Wahlspruch der Feuerwehr

"Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr"

Auch dieser kurze Satz enthält eine derartige Fülle hoher, sittlicher Gedanken, wie sie einfacher, aber auch überzeugender kaum ausgedrückt werden können. "Dem Nächsten zur Wehr", was beinhaltet dieses Wort! Viel mehr, als es der Ausdruck "Feuerwehr" zu bieten vermag. unsere Feuerwehr ist eben nicht nur eine Wehr gegen des Feuers Macht. O, nein, sie war und ist eine Wehr gegen alles, was den Menschen bedroht. War oder ist es Hochwasser, oder ist es ein Unglücksfall, galt es Tote zu bergen, Kranke zu verbinden, auch zu transportieren, kurz, in allen Notlagen, die den Menschen betreffen, waren und sind diese Männer zu jeder Zeit und unter allen Umständen am Werk.

Oder wer nur ein einziges Mal den Einsatz der Feuerwehr, z. B. in einer stürmischen Gewitternacht, miterlebt hat oder zusehen mußte, wie Menschen verbrennen, wie es heutzutage in Großstädten und an anderen Orten oft der Fall ist (menschliche Schwächen und Katastrophen, Terrorismus...; der kann ermessen, was die Feuerwehrleute da zur Rettung geleistet haben und noch leisten. Und wofür?

"Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr"

Genauso, wie die Feuerwehr zu jeder Zeit und bei jedem Wetter im Einsatz war, wenn es galt zu retten, genauso war und ist sie bei festlichen Anlässen zur Stelle. Ob es eine kirchliche Feier, die Errichtung eines Ehrenmales, einer Fahnenweihe war, die Feuerwehr hatte oft die Ehrenrolle. Dies war besonders in kleineren Orten der Fall.

War es da ein Wunder, daß es kaum jemand gab, ob arm oder reich, der sich diesen Leuten gegenüber oft zu Dank verpflichtet fühlte? Dies gilt nicht nur für die Feuerwehr, nein, jede unserer Wehren, ob freiwillig oder beruflich, ob Dorf oder Stadt, hatte dieselben Schicksale, dieselbe Pflichterfüllung.

Nun zum großen Brand von Elben.

Für unser Dorf war es ein großer Brand, da er die Töpfergasse, in der auch einst die beliebten hessischen Tonwaren gefertigt wurden, schwer heimsuchte. Hier wohnten nur sogenannte "kleine Leute", weil sie mit Reichtümern fürwahr nicht gesegnet waren!

Es war am 24. August 1930, als das Feuerlöschen für alle männlichen Personen vom 18. bis 60. Lebensjahr noch Pflicht war. Daß es da auch oft Schwierigkeiten für den Einsatz gab, ist nichts Außergewöhnliches, denn hinter "Pflicht" steht immer ein "Muß".

Seinerzeit war wohl der Feuereimer das erste wichtigste Gerät zum Feuerlöschen. In den 1890er Jahren mußte jedes neue Ehepaar 3 Mark für einen neuen Feuereimer bezahlen, dann bekam man den Bürgerschein. Wer es nicht tat, war kein Bürger. Gelöscht wurde früher mit schmalen Ledereimern. Mit einer langen Hakenstange wurde der Eimer ins Wasser der beiden Dorfkumpe (Driwwel und heutige Gemeindewirt­schaft) oder der Elbe bzw. des Mühlengrabens getaucht und mit Wasser gefüllt herausgehoben. In zwei Löschketten (Helfer neben Helfer) lief das Wasserbefördern von der Schöpfstelle bis zum Brandherd ab und wieder zurück. Um auch an den brennenden Dachstuhl zu kommen, standen Leitern verschiedener Längen zur Verfügung (4 m, 7-8 m lang). Die Holme waren stark.

Erleichterung brachte die Handdruckspritze, die mit Eimerwasser oder aus einem der im Dorf installierten Hydranten gefüllt wurde. Das herbeigeholte Wasser wurde in die beim Brandherd stehende Druckspritze (Handdruckspritze) geleitet, meist aus dem Hydranten mit Schlauch). Acht Männer pumpten, ein Mann spritzte das Wasser gezielt in die Flammen.

Beim Brand in der Töpfergasse halfen die Feuerwehren von Merxhausen und Fritzlar mit Motordruckspritzen beim Löschen. Das Wasser entnahmen sie der Elbe sowie dem Mühlengraben.

Nun zum Brand selbst. Es war ein brennend heißer Tag, nachmittags zwischen zwei und drei Uhr, als das Feuer ausbrach. Funkenflug aus der Dampfmaschine war die Ursache. Das Stroh vom Dreschen lag bis unter dem Dampfkessel und fing Feuer. Mein Gewährsmann Simon Ritte war im Strohpansen und zog Stroh hoch. Er sah sofort, wie die Funken aus dem Dampfkesselschornstein das Stroh ergriffen. Im Nu brannte der ganze Strohhaufen. Mit lautem Feuer-Rufen und Schreien rettete sich Simon Ritte mit einem kühnen Sprung vom Strohpansen. Das Feuer war durch Unachtsamkeit des Heizers ausgebrochen.

Bei Hans Weinrich brach das Feuer aus. Dort standen im Hausflur auch Säcke mit Frucht, die durch Feuerhitze anfingen zu brennen. Die brennende Frucht mußte zeitweise gelöscht werden, sie fing dann immer wieder an zu brennen. Gelöscht wurde zuerst mit Wasser aus dem Hydranten in der Hintergasse (Töpfergasse) in unmittelbarer Nähe des Brandherdes. Zu dieser Zeit gab es in Elben nur 11 Hydranten.

Es brannten ab:
Schuhmacher Förster
Hans Weinrich (Prinz genannt)
Pflasterer Knatz
Waldarbeiter Heinrich Crede
Konrad Crede (Großvater des Friedhelm Crede "Schweins" genannt, da die Vorfahren Schweinehirten von Elben waren)
Waldarbeiter Johannes Kunold

Nach Beendigung der größten Löscharbeiten wurde eine Brandwache aufgestellt.

Der Wiederaufbau brachte die erste kleine Auflockerung des alten Haufendorfes Elben nach dem Ortsrand hin. Es waren dies:

Heinrich Förster
Heinrich Knatz
Konrad Crede
Johannes Kundold

Hans Weinrich und Heinrich Crede bauten wieder auf dem bisherigen Platz, wo ihr abgebranntes Haus stand.

Nun hatte der "große Brand" den Anstoß gegeben, daß Elben den Hausbau mit einer Art von Dorferweiterung nach Osten hin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann und in der 2. Hälfte des 20. Jh., besonders nach dem 2. Weltkrieg, eine große Hausbauphase nach allen Himmelsrichtungen hin einleitete. Es war der "große Aufschwung" nach bittersten Jahren des Elends und der Not. So ist Elben auch eine große Heimat für den Elbenberger Industriearbeiter geworden.

An diesem Aufschwung hatte die Freiwillige Feuerwehr Elbenbergs ihren Anteil. Sie ist unter einer Reihe von Vereinen Elbenbergs der zweitstärkste neben dem Sportverein und gestaltet auch mit das rege Gesellschaftsleben. Schade, daß der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr nicht am Leben blieb! Wilhelm Crede hatte ihn schon in gutem Schwung, jedoch wurde dieser Spielmannszug mangels Beteiligung aufgelöst.

1934 ist das "Geburtsjahr" der Freiwilligen Feuerwehr Elbens, die 1984 ein eigenes, nettes Heim besitzt. In der Wehr von 1934-37 gab es folgende Dienstgrade:

Feuerwehrmann
Oberfeuerwehrmann
Löschmeister
Brandmeister (Martin Meyer "Borcherts")
Wehrführer (Heinrich Herzog, Gastwirt/Gemeindewirtschaft)

1943 erhielt unsere Wehr die erste Motorspritze, die später durch die Elberberger Spritze bei der Zusammenlegung unserer beiden Orte abgelöst wurde.

1969 wurde das feuerwehrtechnische Gerät durch ein neues LF8 mit allen Geräten vollends ergänzt.

Heute ist unsere Freiwillige Feuerwehr gut gegliedert, hält regelmäßig Übungen ab, bei denen die Mitglieder eifrig dabei sind. Bei Einsätzen ist sie rasch zur Stelle.

Brände gab es nach 1946 eine ganze Reihe in Elbenberg, z.B.:
Hans Neurath (Driwwel), Elben
Scheune Umbach (Russenstraße), Elben
Bauernhof Knieling (Zur Klaus), Elben
Bauernhöfe Walter Itter/Wilfried Thüre, Elben
Wohnhaus Pfeffermann/Schneider (Mittelstraße) Elben
Wohnhaus Platte (Ringstraße) Elbenberg
Wohnhaus Dittmer (Auf dem Graben) Elbenberg
Waldbrand Tannenschonung, Waldhof
Scheune Fritz Schäfer (Mittelstraße), Elbenberg
Feldscheune Kurt Herzog, Elbenberg
Schreinerei Georg Möller, Elbenberg

Außerdem wurde unsere Feuerwehr zu mehreren Einsätzen im Rahmen der nachbarlichen Löschhilfe gerufen und bei vielen technischen Hilfeleistungen, Verkehrsunfällen sowie Unwettereinsätzen benötigt.

So hilft die Elbenberger Freiwillige Feuerwehr allen Bürgern getreu dem Wahlspruch

"Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr"

Quellangaben:
Hessenbuch
Persönl. Mitteilungen:
Karl Wissemann
Wilhelm Crede
Simon Ritte

  


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gefunden in Festzeitschrift zum 50jährigen Bestehen der Feuerwehr Elbenberg von 1984 

 

 

Mittwoch, 01. Mai 2024

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