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Stille Arbeit allein genügt nicht

von Helmut Fornefett, Ehringen, Pressewort des Kreisfeuerwehrverbandes Wolfhagen

Für uns Feuerwehrmänner ist es immer wieder schmerzlich, wenn wir in Gesprächen mit unseren Mitmenschen feststellen müssen, wie wenig die Allgemeinheit über das Wirken und die Tätigkeit der Freiwilligen Feuerwehren aufgeklärt ist. Nicht selten wird dem Feuerwehrmann vorgehalten, was eine Gemeinde im Laufe der Jahre „für die Feuerwehr" aufgewendet habe. Dabei wird ganz bewußt oder aus Unkenntnis übersehen, daß die Aufwendungen ja nicht „für die Feuerwehr", sondern für die Gesamtheit der Einwohner erforderlich waren und daß sich die Freiwilligen Feuerwehrmänner unentgeltlich und unter großen Opfern an Freizeit und auch finanziellen Opfern zur Verfügung stellen, um die angeschafften Geräte und Einrichtungen zum Schutze aller Bürger sinnvoll zu verwenden.

Nur dort, wo dies klar gesehen wird, ist es überflüssig, über die Aufgabe der Feuerwehren besondere Worte zu verlieren. Leider, und das wird nicht nur von uns im Kreisfeuerwehrverband Wolfhagen, sondern auch auf Ministerebene erkannt, wird die Notwendigkeit gut ausgerüsteter und gut funktionierender Feuerwehren von der Mehrzahl der Bevölkerung skeptisch betrachtet.

Dies führt dazu, daß die Feuerwehrverbände ein Großteil ihrer Kraft darin vergeuden müssen, den Gedanken der Freiheit und Freiwilligkeit im Dienen für den Nächsten zu verbreiten. Damit haben sie sich zu Trägern der Idee humanitären Helfen und damit als Impulsgeber für die neben der Technik unabdingbare menschliche Bereitschaft zur Mitwirkung an öffentlichen Aufgaben entwickelt. Die Feuerwehrverbände tragen jetzt die Verantwortung für den Bestand der Feuerwehren, für die Erhaltung der bürgerschaftlichen Selbstverwaltung in den kommunalen Feuerwehren und für die Selbstführung ihrer Kräfte. Sie sind die ständige Vertretung und die Wahrer der Rechte und Pflichten der Feuerwehrmänner und die Garanten für den Fortbestand des aktiven Brandschutzes auf der breiten Ebene unseres Volkes geworden.

Unterstützung der Kreisverwaltung vorbildlich

Die Arbeit unseres Kreisverbandes in den letzten Jahren war wesentlich auf Erreichung dieses Zieles ausgerichtet.. Mit Unterstützung unserer Kreisverwaltung ist es uns auch gelungen, die gesellschaftliche Stellung unserer Freiwilligen Feuerwehren anzuheben und durch eine Vielzahl von öffentlichen Demonstrationen unsere Leistung in den Augen der Kreisbevölkerung etwas sichtbarer zu machen. Einen nicht wesentlichen Anteil daran hatte Landrat Alexander von Mielecki, der sich immer wieder auf materiellem und auch auf ideellem Gebiet für die Feuerwehren einsetzte. Im Gegensatz zu vielen anderen Öffentlichkeitsträgern und Politikern, und hier denke ich besonders an viele unserer Landespolitiker, ist er fest davon überzeugt, daß gut funktionierende Feuerwehren nicht nur ein Garant für den gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutz, sondern auch gleichzeitig praktizierende Demokraten sind.

Die Feuerwehren der Bundesrepublik Deutschland sind Einrichtungen, die von den Gemeinden aufgestellt und betrieben werden. Die einzelnen Bundesländer üben darüber die Dienstaufsicht aus; so sind auch die rechtlichen Voraussetzungen für die Feuerwehren in Landesgesetzen niedergelegt, die sich in den wesentlichsten Bestimmungen gleichen, aber doch den deutschen Feuerwehren ein gewisses buntes Kleid des Föderalismus verleihen.

Unruhe macht sich bemerkbar

Zur Zeit sind in der Bundesrepublik etwa 24 000 Freiwillige Feuerwehren mit rund 800 000 freiwilligen Feuerwehrmännern tätig. In unserem Kreis sind rund 3 000 im Land Hessen rund 95 000 Feuerwehrmänner in den einzelnen Feuerwehrkreisverbänden organisiert. Dies sind Zahle, die für sich sprechen. Noch ist der Wille zum Helfenwollen in unserem Land verbreitet. Aber im mehr ergreift die Feuerwehrmänner eine Unruhe, die letztlich darauf zurückgeht, daß die gesetzlichen Voraussetzungen um den Brandschutz in Hessen nicht mehr so vorbildlich sind, wie sie nach Kriegsende einmal waren. Seit Jahren wird uns Feuerwehrmännern ein neues, umfassendes Brandschutzgesetz angekündigt. Bis jetzt war es unserem Innenminister jedoch nicht möglich das Gesetz im Landtag einzubringen, weil die verschiedensten Interessengruppen und Körperschaften, wesentlich aus fiskalischen Gründen, die bisherigen Entwürfe schon in ihrem Ansatz zu Fall brachten. Im Innenministerium ist man darüber auch nicht glücklich und es liegt jetzt an uns Feuerwehrmännern, der Öffentlichkeit einmal ganz klar zu machen, wie notwendig eine baldige gesetzliche Neuregelung auf diesem Gebiet ist.

Wir 95 000 Feuerwehrmänner können unser Scherflein dazu beitragen, indem wir in unserem Bekanntenkreis und bei uns bekannten Mandatsträgern immer wieder auf die Berechtigung unserer Forderungen hinweisen. Wir sollten den Verantwortlichen ganz klar vor Augen führen, was geschehen kann, wenn der Brandschutz einmal nicht mehr so funktioniert, wie das heute der Fall ist.

Wenn wir uns das nicht nur vornehmen, sondern auch durchführen, so haben wir, auch nach Ansicht unseres Innenministers Schneide, die baldige Hoffnung, daß mindestens die gesetzlichen Voraussetzungen um den Brandschutz möglichst umgehend der Zeit entsprechend geregelt werden.


Alle Bürger für Feuerschutz gewinnen

Was hier in Bezug auf das Brandschutzgesetz gesagt wurde, gilt aber auch im gewissen Sinn für unsere Arbeit in unserem eigenen Kreisgebiet. Wir müssen immer wieder auf uns aufmerksam machen und zwar solange, bis der letzte Bürger unseres Kreises begriffen hat, welch wichtige Aufgabe wir Feuerwehrmänner übernommen haben. Es ist wichtig, daß jeder Bürger begreift, daß die Ausgaben für den Feu­erschutz „keine Ausgaben für die Feuerwehrmänner" sind.
Mein Wunsch ist es daher, daß diese Ausführungen ein Beitrag zur Aufklärung über das Wirken unser, Wehren darstellen. Die Feuerwehrmänner sollen ihn als Aufforderung zur Diskussion verstanden wissen.

Wir vom Kreisverband werden auch weiterhin alle Bemühungen in dieser Hinsicht unterstützen. Bereits jetzt sei an dieser Stelle kurz darauf hingewiesen, daß wir planen, ab 1970 ein sogenanntes „Handbuch für den Feuerwehrmann" in Form eines Jahresberichtes herauszugeben. Wir sprechen an dieser Stelle bereits jetzt den Wunsch aus, daß uns bei dieser Arbeit die größtmögliche Unterstützung zu Teil werde. Das Handbuch wird einmal jährlich erscheinen und in seinem Inhalt ganz speziell auf die Belange des Kreises Wolfhagen ausgerichtet sein.

Der Stand des Feuerlöschwesens im Kreis Wolfhagen im Jahre 1968

Zum Landkreis Wolfhagen gehören insgesamt 34 Gemeinden. In 32 davon ist je eine leistungsstarke Freiwillige Feuerwehr vorhanden. In den zwei weiteren Gemeinden, es handelt sich um die Gutsgemeinden, sind so wenig feuerwehrpflichtige Personen seßhaft, daß die erforderliche Mindeststärke der Wehr auch bei Einführung einer Hilfsfeuerwehr nicht zu erreichen wäre. Aus diesem Grund bilden die Gutsgemeinden Laar und Escheberg mit der Stadt Zierenberg und der Gemeinde Oberelsungen je zwei Löschverbände.

Bei der Maschinenfabrik Thiel besteht eine Freiwillige Werksfeuerehr, die der Freiwilligen Feuerwehr Emstal angeschlossen ist. Berufs- und Hilfsfeuerwehren gibt es im Kreisgebiet nicht.

Der Mannschaftsbestand aller Wehren hat sich gegenüber dem Jahr 1967 um insgesamt 144 Feuerwehrmännern verringert und betrug am 31.12.68 1140 aktive Feuerwehrmänner. Während der Nachtstunden ist damit die personelle Sicherstellung des Brandschutzes in allen Gemeinden gewährleistet. Bei Tage ergibt sich das Problem, daß viele Feuerwehrmänner außerhalb beschäftigt sind und somit für einen Einsatz in ihrer Wohngemeinde nicht zur Verfügung stehen.

Um diese Situationen zu überbrücken, wird bereits in einigen Gemeinden des Kreises von den verantwortlichen Männern versucht, die ehemaligen älteren Feuerwehrmänner wieder für den Feuerwehrdienst zu interessieren damit sie auch am Tage im Falle einer Gefahrenabwendung wirksam helfen können. Dieser Versuch kann allerdings nur als Übergangslösung betrachtet werden.

Für Feuerwehren werben

Es ist daher notwendig, daß nicht nur die Freiwilligen Feuerwehren für die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung des Feuerwehrdienstes werben, sondern daß auch seitens der öffentlichen Hand mehr als bisher auf diesem Sektor geschieht. Von dieser Seite könnten die in den einzelnen Orten anwesenden Personen angesprochen und daran erinnert werden, auch einmal für die Allgemeinheit tätig zu werden.

Auch Presse, Rundfunk und Fernsehen könnten auf diesem Gebiet sehr viel helfen. Denn gerade die gegenwärtig zunehmenden Brandkatastrophen und Unglücksgeschehen, wie wir sie aus Presse, Rundfunk und Fernsehen erfahren, sollten auch in umgekehrter Form diese Stellen veranlassen, nicht nur das „Gestern" zu betrachten, sondern auch das „Morgen“ zu überdenken. Es ist kein Geheimnis mehr, daß das Dienen in den Hilfsorganisationen immer mehr durch das Verdienen verdrängt wird. Vorerwähnte Stellen würden gut daran tun, sich für einen Dienst, den die Allgemeinheit braucht, mit zu verwenden. Mit ihren geeigneten Mitteln müßte es möglich sein, den Gedanken des Helfenwollens auf dem Gebiet der Gefahrenabwendung zu fördern bzw. in der Bevölkerung zu wecken.

In sämtlichen Gemeinden des Kreises sind Tragkraftspritzen vorhanden. Sie sind entweder im TSA oder im Löschfahrzeug verladen.

Der Bestand gliedert sich am 31.12.68 wie folgt: 40 TS8/8, 1 TS6/6 und 1 TS4/5. Die Löschfahrzeuge gliedern sich in 5 TSF, 14 LF8-TS, 1 LF 15 und zwei Mannschaftswagen. Insgesamt konnten im Berichtsjahr 5 neue Fahrzeuge angeschafft werden. Tank- und Trockenlöschfahrzeuge sind nicht vorhanden. Die Ausrüstung mit Gerätewagen und Ölschadensfahrzeugen im und für das gesamte Kreisgebiet wird immer notwendiger und muß vorangetrieben werden. Von der Stadt Wolfhagen ist die Anschaffung einer AL 18 geplant. Der Schlauchbestand gliedert sich am Ende des Berichtsjahres wie folgt: 6320 Meter gummierte B-Schläuche, 1040 Meter B-Rollschläuche, 5600 Meter gummierte C-Schläuche und 430 Meter C-Rollschläuche. Der Bestand wird zur Zeit aufgestockt.


Preßluftatmer werden beschafft

Alle Gemeinden, die ein LF 8 -TS besitzen, haben sich verpflichtet,die zur Normbeladung gehörenden Pressluftatrner demnächst zu beschaffen. Schwerer Atemschuft ist bisher nur in Wolfhagen, Volkmarsen und Dörnberg vorhanden. In der Entwicklung bzgl. Anschaffung vollwertiger Löschfahrzeuge (LF8 -TS), wie sie nach einem in 1964 aufgestellten Bedarfsplan für das Feuerlöschwesen des Landkreises Wolfhagen geplant bzw. vorgesehen war, hat es in unserem Kreisgebiet auf Grund der bekannt gewordenen TSF-Aktion des Landes einen Halt gegeben. Die betreffenden Gemeinden, die alle unter 1000 Einwohner liegen und auch keine besondere Brandbelastung haben, sind von ihrem ursprünglichen Vorhaben, freiwillig ein LF8 -TS zu beschaffen, abgefallen und wollen jetzt auf Grund des Erlasses, der für diese Gemeinden zutreffend ist, an der TSF-Aktion des Landes teilnehmen.

Wir hatten Bedenken angemeldet

Schon vor Bekanntgabe und während der Planung dieses Erlasses hat unser Kreisverband in einer Eingabe an das Ministerium darauf hingewiesen, wie ungerecht diese Aktion sei und welche Folgen daraus entstehen könnten. Die Entwicklung hat leider gezeigt, daß unsere Befürchtungen vollkommen berechtigt waren. Für die TS - Aktion sind insgesamt 11 Gemeinden unseres Kreises gemeldet.

Die Aufwärtsentwicklung für das Feuerlöschwesen des Kreises ist Dank der vorbildlichen finanziellen Unterstützung des Landkreises weiterhin gut. Neben der Anschaffung der fünf neuen Löschfahrzeuge konnten für alle 32 Feuerwehren des Kreises Schaumausrüstungen bestellt werden. Sie besteht am einem:

Total - Zumischer Type Z 2
Total - Luftschaumstrahlrohr Type KR 2 (rn. Abstellh.)
Total - Mittelschaumrohr Type KR 2-75  Saugschlauch mi D Kupplung
            2 Kanister Din 14452 Inhalt je 28 kg
Mehrbereichsschaurnbildner Kernet Extrakt S

Ausbildung wurde gefördert

Dies war nur möglich, weil der Kreis auch dazu erhebliche Mittel bereitstellte. Die Ausbildung der Wehrmänner wurde auch im Berichtsjahr fortgesetzt. Die Wehren, die im Besitz eines LF 8-TS sind, wurden auf die Leistungswettkämpfe mit Löschfahrzeugen vorbereitet, die erstmals auf Kreisebene im eigenen Kreisgebiet durchgeführt wurden. Insgesamt, nahmen 12 Wettkampfmannschaften daran teil. Auch wurden wieder Knotenwettkämpfe durchgeführt. Acht ernstfallmäßige und vier Schulübungen mit mehreren Wehren, die der Brandstellenpraxis, der Wasserförderung über lange Wegstrecken, der nachbarlichen Löschhilfe und den Alarmwegen dienten, wurden durchgeführt.

Eine großangelegte Katastrophenübung über die Kreis- und Landesgrenze hinaus mit 12 Feuerwehren und zwei LS - Bereitschaften, so wie DRK und ASB- hat am 27.4. auf dem Dörnberg stattgefunden. Bei dieser Übung wurden 3 x 800 l/min. mit einem Höhenunterschied von 180 m und einer Entfernung von 2,2 Klm Löschwasser gefördert. 7,5 Klm B-Schlauch wurde ausgelegt.

Einmal wurden alle Wehren des Kreises zu einer Inspektion auf einen Platz bestellt, wobei ihnen unvorbereitete Aufgaben aus dem Tätigkeitsbereich der Feuerwehren gestellt wurden.

Die örtliche Ausbildung ist zufriedenstellend. Der Besuch der Landesfeuerwehrschule ist rege.

Einsatzfelgkeil der Wehren Im Jahre 1968:

19 Brandeinsätze mit 457 Feuerwehrmännern und 1840 Einsatzstunden
9 Hilfeleistungen mit 85 Feuerwehrmännern und 321 Einsatzstunden
28 Einsätze mit 542 Feuerwehrmännern .d 2161 Einsatzstunden

Brandschäden:

6 Kleinbrände mit geschätztem Brandschaden von       6000,-- DM
7 Mittelbrände mit geschätztem Brandschaden von         300,-- DM
6 Großbrände mit geschütztem Brandschaden von   711000,-- DM

     Zusammen:  726300,-- DM

In Bezug auf das Brandgeschehen kann auch jetzt wieder festgestellt werden, daß im Jahre 1968 eine Zunahme zu verzeichnen war. Der geschätzte Brandschaden betrug DM 726 300,--. Die Werte, die durch den schnellen und gezielten Einsatz der Wehren gerettet werden konnten, lassen sich nicht beziffern und sind nach unserer Ansicht mindestens ebenso hoch anzusetzen. Die für den Brandschutz aufgewandten Mittel haben sich also sehr gut verzinst. Das sollte bei Betrachtung der Einsatztätigkeit unbedingt berücksichtigt werden. Im Hinblick auf das Brandgeschehen der Gegenwart und die immer wieder eintretenden Katastrophen hat sich der Kreisfeuerwehrverband Wolfhagen weiterhin die Aufgabe gestellt, auch den letzten Bürger unseres Kreises von der Notwendigkeit eines gut aufgebauten Brandschutzes zu überzeugen.

 


 

 

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Donnerstag, 26. Dezember 2024

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