Brand im Fernsehshop Erben

Naumburg: Brandstiftung nicht ausgeschlossen

Fersehshop in Flammen:

Gefahr für Nachbarhäuser

Stundenlanger, schwerer Einsatz, über 50 Feuerwehrmänner aus Naumburg, Elbenberg, Altendorf, Heimarshausen und Wolfhagen: Bis in die frühen Morgenstunden am Montag dauerten

Brandbekämpfung und Brandwache in der Naumburger Innenstadt, und damit nicht genug. Am Vormittag mußte der GW Öl aus Zierenberg kommen, um restliches ausgelaufenes Öl aufzufangen.

Entdeckt hatte die Flammen im Dachstuhl des Fernsehshops Erben in der Unteren Straße / Ecke Burgstraße gegen 1.15 Uhr ein Nachbar, der in unmittelbarer Nähe eine Metzgerei betreibt. Er alarmierte zunächst über Notruf 112 die Feuerwehr, doch "da tat sich nichts". Aufgeregt rannte der Metzgermeister auf und ab und wartete. Schließlich lief er zum Rathaus und drückte dort den Feuermelder.

Wenige Minuten später rückte die Naumburger Wehr an, erkannte das Ausmaß des Brandes und alarmierte die Stadtteilwehren und auch den Stützpunkt Wolfhagen.

Nicht nur Wasser mußte zur Brandbekämpfung aus zwei Hydranten, dem Naumburger LF 16 und per Leitung aus dem rund 250 Meter entfernten Elbebach entnommen werden - auch mit Schaum wurde gelöscht. Grund: Zwei Kunststoff-Öltanks waren durch die Hitze auf "Kleinformat" von nur noch 20 Zentimetern zusammengeschmolzen - so Naumburgs Stadtbrandinspektor Lothar Binder - und das Öl (wieviel in den beiden zusammen etwa 3000 Liter fassenden Tanks war, steht noch nicht fest) brannte bereits.

Für die Bewohner des angrenzenden Fachwerkhauses war diese Nacht schlimm. Um Hab und Gut mußten sie fürchten, da auch dieser Dachstuhl bereits angefangen hatte, zu brennen. Die Feuerwehr ordnete die Evakuierung an.

Die Feuerwehr mußte mit schwerem Atemschutz arbeiten. Alle zwölf Sauerstoffflaschen, die zur Ausrüstung der Naumburger Wehr gehören, wurden "leer geatmet", vorsorglich forderte man Ersatz aus Istha und Ippinghausen an.

Ausgebrochen ist das Feuer nach ersten Ermittlungen der Kasseler Kripo im Untergeschoß des Fernsehgeschäfts, im Flur- und Treppenaufgangsbereich (dort waren u.a. auch Reifen gelagert) und nicht in den Verkaufsräumen. Da die Flammen bei Brandmeldung bereits aus dem Dach schlugen, liegt die Ausbruchszeit mindestens eine halbe Stunde früher.

Selbstentzündung schließt die Kripo aus, es handele sich entweder um einen technischen Defekt oder aber um vorsätzliche Brandstiftung.

"Brandgeschädigt" sind die Besitzer, die auch ein Geschäft in Kassel betreiben - ein Sohn hat ein Motorradgeschäft in Altenstädt - bereits mehrfach. Das Ehepaar befindet sich seit Freitag in Urlaub mit "unbekanntem Ziel", so ein Pressesprecher, und muß nun erst ausfindig gemacht werden. Das Haus - im Obergeschoß befinden sich möblierte Zimmer - war zur Brandzeit nicht bewohnt.

Den Schaden schätzt die Kripo auf 200 000 Mark - ein "Mindestwert", der sich nach weiterer Überprüfung noch erhöhen dürfte, da das Ausmaß der Schäden an den technischen Geräten im Laden - die Geräte dürften durch Wassereinwirkung und Verrußung wohl nicht mehr "brauchbar" sein - noch nicht feststehen.

gefunden in HNA vom 30 Juli 1985 (HNA.DE)