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Bericht über Hochwassereinsatz im Elbetal

Elbe sucht sich neues Bett / Kanalisation stinkt nach Fäkalien

Naumburg durch Wasser "zweigeteilte Stadt"

 

Es scheint nicht mehr und nicht weniger als ein starkes Sommergewitter zu sein, was da am späten Dienstagnachmittag über Naumburg hereinbricht. Sintflutartiger Regen, heftige Detonationen und unablässiges Blitzen. Nichts außergewöhnliches. Auf den Straßen steht das Wasser knöchelhoch, wie schon so oft.

1987 07 1a Bericht über Hochwassereinsatz Bild 1Grund zur Beunruhigung gibt es nicht, als der Regen nachläßt und sich in der dunstig-schwülen Atmosphäre die Intervalle der Martinshörner mit dem sonoren Klopfen der Rotorblätter des leuchtend roten Rettungshubschraubers vermischen. Christoph 7 kreist von Ippinghausen kommend verdächtig lange über der Stadt, ehe er mehrere weite Schleifen fliegt.

Bald zieht es die ersten Naumburger von Neugier getrieben nach draußen, einige ins Auto, um sich an die zahlreichen Feuerwehrfahrzeuge zu "hängen", die in Richtung Ippinghausen jagen. Die ersten Schaulustigen, die aus dem Nachbarort zurückkommen, bringen den Grund für den Massenauftrieb der Rettungsfahrzeuge mit: Überschwemmung im Wolfhager Stadtteil. Den Ippinghäusern stehe das Wasser bis zum Hals. Die Zahl der angeblich Ertrunkenen variiert zwischen zwei und vier.

Und: Die Flutwelle rolle Elbe-abwärts auf Naumburg zu. Die Landwirte im Bereich des sonst so idyllisch plätschernden Flüßchens warten keine Minute. Das Vieh wird auf Hänge getrieben, Dämme aus Strohballen errichtet. Alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird in Sicherheit gebracht. Was dann am frühen Abend aber Naumburg erreicht, übersteigt selbst die schlimmsten Befürchtungen. Aus der Elbe ist ein rauschender Fluß geworden, der mit sich reißt, was ihm im Weg steht. Weidezäune, Gartenlauben, Stege, kleine Brücken.

Im  Stadtgebiet sind die Hauptstraßen nach neun Uhr mit dem Pkw nicht mehr befahrbar, die Stadt ist zweigeteilt, ohne Verbindung. In den Kellern der tiefer gelegenen Häuser mühen sich die Bewohner bis zum Bauch im Wasser stehend, um wenigstens ein Teil der sich dort befindenden Habe vor den schlammigen Fluten zu retten.

1987 07 1a Bericht über Hochwassereinsatz Bild 2Öltanks laufen im ständig steigenden Wasser aus, aus der Kanalisation sprudeln Fäkalien und Abwässer, es riecht nach Heizöl und Kloake. Bis gegen Mitternacht wälzt sich die braune, mit Heu befrachtete Flut in einer Breite von mehr als 100 Meter durch die Kleingartenanlage im Hain, am Mühlentor vorbei in Richtung Elbetal, wo sich die Wassermassen in der weiten Ebene ausbreiten und ihre Rasanz verlieren. In Elbenberg kann die von der Polizei vorgewarnte Bevölkerung aufatmen, was hier ankommt, ist im Vergleich zu Ippinghausen und Naumburg "harmlos".

Gegen ein Uhr am Morgen beginnt das Wasser zu sinken, einige Zeit später sind die meisten Brücken im Stadtgebiet wieder befahrbar. Für die Feuerwehrleute heißt es nun die übrigen Keller leerpumpen.

 

gefunden in HNA vom 02. Juli 1987 (HNA


 

 

1987 07 1a Bericht über Hochwassereinsatz im Elbetal Teil 1

 

Mittwoch, 01. Mai 2024

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