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Bericht über Hochwassereinsatz im Elbetal Teil 2

Bürger fassungslos und in Panik

 

Wasser bis zur Kaffeetasse

 

"Wir saßen gerade beim Abendessen, als wir draußen den Lärm hörten", erzählt aufgeregt eine Ippinghäuser Bürgerin. Der Sohn rennt raus, um dem Gepolter und Wasserrauschen auf den Grund zu gehen. Schreiend sei er dann wieder reingekommen und habe etwas von einer Flutwelle erzählt. Die ganze Familie habe dann auf der Treppe beobachtet, wie ein Sturzbach die Straße herunter kam und alles auf dem Weg - Bäume, Zäune und Pflastersteine - mit sich riß.

1987 07 01b Bericht über Hochwassereinsatzl Teil 20001Am nächsten Morgen überall fassungslose Gesichter und Verzweiflung über die Schäden, die das Wasser angerichtet hat. Die Straßenränder sehen aus, als wäre am nächsten Tag Sperrmüll. Triefende Möbel und Hausrat stehen da, Transporter mit blökenden Schafen, die die Feuerwehr von der Weide gerettet hat. Die ersten Ippinghäuser haben sich aus der Erstarrung gelöst und beginnen mit Aufräumarbeiten. Die Keller müssen leergepumpt werden, Äste und anderer Unrat wird von der Straße geholt, auch Feuerwehren und Bundeswehrsoldaten sind pausenlos im Einsatz.1987 07 01b Bericht über Hochwassereinsatzl Teil 20003

Ein älterer Mann, dessen Gesicht man den wenigen Schlaf ansieht, schippt Schlamm aus seinem Keller. "Für uns war das wie ein Deichbruch an der Nordsee, sowas gab es noch, nie seit ich hier lebe". In einem nagelneuen Passat steht das Wasser zentimeterhoch. Zwei Männer sind dabei, das Auto wieder in Gang zu bekommen, doch das macht keinen Mucks. "Gestern abend", erzählt der eine, "ist es wie ein Boot hin und her geschwommen."

1987 07 01b Bericht über Hochwassereinsatzl Teil 20004Soweit es der Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr Kassel, Rainer Engel, an diesem Morgen überblicken konnte, wurden alle Tiere rechtzeitig von der Weide und aus den Ställen gerettet. Ums Leben kam allerdings ein älterer Ippinghäuser, der in seinem Wohnkeller regelrecht ertrank. Der Schwiegersohn erzählt, daß der 74jährige Georg Keßler, gerade seinen Wagen in Sicherheit gefahren hatte und nun noch wichtige Papiere aus dem Keller holen wollte. Als der auch etwas gehbehinderte Mann nach unten kam, habe ihm das Wasser schon bis zum Knöchel gestanden. Durch den kurz darauf folgenden Wasseransturm, sei hinter ihm die Tür zum oberen Wohnbereich zugeschlagen. In den Wassermassen ist der hilflose Mann dann ertrunken. Der Familie, die zu seiner Rettung nach unten eilte, war es nicht gelungen, die Tür aufzubrechen.

 

gefunden in HNA vom 02. Juli 1987 (HNA


 

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Mittwoch, 01. Mai 2024

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