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Warum mache ich das eigentlich? 

Tag des Ehrenamtes

Was bewegt einen dazu, ein Ehrenamt auszuüben? Vielleicht motiviert euch dieser Text:


2018 12 05 Warum machen wir das eigentlichHeute ist der Tag des Ehrenamtes. Wir Feuerwehrleute sind ein Teil der großen Menge an Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Immer wieder werde ich gefragt, warum ich das mache. Tja. Warum? Warum etwas freiwillig und unentgeltlich tun, und das in einer Zeit, in der sich jeder selbst am nächsten zu sein scheint? Warum Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr üben, trainieren, sich fit halten - und das alles, um dann mitten in der Nacht für einen Betrunkenen aufzustehen, der eingeschlafen ist, während seine Pizza im Ofen schwarz wurde? Oder die halbe Nacht im strömenden Regen auf irgendeiner Straße erst Betriebsstoffe aufzunehmen und dann auf den Abschlepper zu warten, weil irgendwer zu schnell fahren musste? Ich will mal versuchen, einige Gründe zu nennen. Sie sind meine persönliche Sicht auf das Ganze und mit Sicherheit hat jeder von uns seine eigene Gewichtung und/oder vielleicht auch andere Gründe.

Weil man etwas zurück bekommt, wenn man gibt

Jeder von uns hat das schon erlebt, den Moment, in dem wir für unseren Einsatz etwas bekommen. Einen dankbaren Blick, ein nettes Wort, ein freudiges Lächeln. Meist passiert es bei den Einsätzen oder in den Situationen, in denen man überhaupt nicht damit rechnet. Das macht es oftmals noch wertvoller, dieses Geschenk. Mich kann so ein Moment über Jahre hinweg durch Durststrecken tragen, denn er ist selten und kostbar. So nah wie wir kommt man seinen Mitmenschen im Alltag nicht. Wir sehen Betroffene in Situationen, in denen sie nicht einmal ihre engsten Freunde oder ihre Familie kennen, hilflos, im Schlafanzug, verängstigt. Wenn man es schafft, einen solchen Menschen zu erreichen und ihm die Angst zu nehmen oder seine Not zu lindern, dann schafft das eine Verbindung, die ein „Danke“ zu etwas Besonderem macht.

Weil das Da-Sein den Unterschied macht

Viele Menschen suchen ihr Leben lang nach einem Sinn für ihr Leben, etwas, bei dem es einen Unterschied macht, ob sie auf der Welt sind oder nicht. Feuerwehrleuten stellt sich diese Frage nicht, denn wir können den Sinn unserer Arbeit direkt erleben. Wenn man einmal jemandem geholfen hat, jemandem vielleicht das Leben retten durfte, dann weiß man, warum man auf der Welt ist und warum man jahrelang trainiert hat. Es ist ein Geschenk, für jemanden anderes den Unterschied machen zu dürfen.

Weil wir es können

Natürlich ist es schon vorgekommen, dass ich über das Aufhören nachgedacht habe. Und dann? Ich habe nicht jahrelang geübt, trainiert und jeden erdenklichen Lehrgang besucht, um das dann nicht zu nutzen. Die Allgemeinheit hat eine Menge Geld in mich investiert, um mich auszubilden und auszurüsten. Nach all den Jahren aufhören? Nein. Dieses Wissen, dieses Können möchte ich nicht einfach wegwerfen, wenn es noch jemandem nutzen könnte. Also mache ich weiter, auch wenn ich manchmal total genervt bin. Und dann kommt wieder einer der Momente, die den Sinn zurückgeben.

Weil wir zusammenhalten

Tritt man in die Feuerwehr ein, bekommt man einen Haufen neue Brüder und Schwestern. Es ist eine zweite Familie. Wir müssen uns blind aufeinander verlassen können. Und das klappt auch mit denen, mit denen man im „zivilen“ Leben nicht unbedingt jeden Abend ein Bierchen trinken würde - sobald es ernst wird, funktionieren wir zusammen. Wir fetzen uns, wir haben Meinungsverschiedenheiten, aber wenn es drauf ankommt, ist es das gleiche Gefühl wie früher mit den Geschwistern, wenn die Eltern einen von uns angemeckert haben. Einer für alle, alle für einen. Dieses Gefühl kennen wir tatsächlich. Das ist unbezahlbar.

Weil es Spaß macht

Feuerwehr ist oft wie eine Klassenfahrt für Erwachsene. Feuerwehrleute sind die Könige des Blödsinns. Wenn Außenstehende wüssten, wie viel „kriminelle“ Energie wir in unsere Streiche stecken, wie viel Spaß ein Übungsdienst machen kann, bei dem hinterher alle klatschnass sind, wie sehr man zusammen lachen kann, wenn man auch die dunklen Seiten des Lebens zusammen erlebt hat, dann würde jeder bei uns mitmachen wollen.

Weil man den Drachen bezwingen kann

Ein (fettes) Feuer niederzuringen, das ist ein Erlebnis. Wer außer uns darf schon gut bewaffnet gegen eine echte Naturgewalt antreten?

Weil es dankbar macht

Wer das Leid anderer Menschen sieht, der ist dankbar, wenn im eigenen Leben einfach mal nichts passiert. Wie oft bin ich schon von einem Einsatz nach Hause gekommen und habe meine Familie erstmal fest gedrückt, weil sie einfach nur da und gesund sind. Wer mit eigenen Augen schon mit angesehen hat, dass eine einzige Sekunde das ganze Leben verändern oder beenden kann, der wird demütig und dankbar dafür, dass alles in Ordnung ist. Ich habe durch die Feuerwehr gelernt, dankbar zu sein und jeden Moment zu genießen.

Darum.

[Wiebke]

Foto: Feuerwehr Bruchköbel

 

Bericht auf der Facebookseite unserer Wehr


Donnerstag, 28. November 2024

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